«Storefront Church»
Das Konzept Ladenkirche – ursprünglich aus den USA – kam vor mehr als 60 Jahren über Berlin nach Europa und fand an vielen Orten Aufnahme. Die damals neue Idee, «Kirche zu den Menschen zu bringen», ist heute aktueller denn je.
Die Ladenkirche Schwamendingen ist die einzige in der Schweiz, die sich dem damaligen Reformprojekt verschrieben hat – und dies schon seit neun Jahren. Im Zusammenhang mit meiner Zertifikatsarbeit habe ich Quartierbewohner:innen zu dem Projekt interviewt und immer wieder tauchte die Frage nach der Herkunft des Namens auf. Die Suche über den Ursprung führt uns nach New York ins Jahr 1948, wo der amerikanische Religionsphilosoph und Theologe George W. Weber (1920-2010) in East-Harlem die erste sogenannte «Storefront Church» gründete. Seine Idee war, viele kleine Kirchen direkt vor Ort, mitten im sozialen Brennpunkt, zu schaffen. So gestaltete er im Slum einen leerstehenden Laden in eine «Kirche» um. Er wollte «die Schwelle niedrig (…) halten, um Menschen, die üblicherweise nie eine Kirche, aber durchaus einen Laden betreten würden» anzusprechen. Der deutsche Theologe Ernst K. J. Lange (1927 – 1974) reiste im Jahr 1954 in die USA und lernte dort die diakonische Arbeit von G. Weber kennen. Beeindruckt von der Kirche nahe bei den Menschen, kämpfte er hartnäckig für die Umsetzung einer Ladenkirche in Berlin. 1959 eröffnete die Gemeinde in Berlin-Spandau in einer ehemaligen Bäckerei die erste Ladenkirche. Ernst Lange setzte sich für Ökumene, Versöhnung und Veränderung ein.
In unserer Ladenkirche begegnen sich die Menschen, sie trinken zusammen Kaffee, essen gemeinsam zu Mittag, philosophieren, handarbeiten, feiern Gottesdienst mit anschliessendem Brunch und vieles mehr. Es ist das, was E. Lange mit seiner Formel «Religion ist die Energie der Menschlichkeit» beschreibt.
Barbara Kegelmann, Sozaialdiakonin Kirchenkreis zwölf
Der Artikel ist im reformiert.lokal Nr. 7/2022 erschienen.